Trauerphasen

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, brauchen wir Zeit um diesen Verlust zu verarbeiten. Die Gefühle scheinen oft unerträglich und man glaubt, das niemals überwinden zu können. Das sind ganz normale, natürliche Prozesse, die wichtig für uns sind und durchlebt werden sollen und müssen, um danach transformiert und heil in eine neue Lebensphase überzugehen. Es ist sehr wichtig, dass wir uns so viel Zeit für diesen Prozess geben, wie wir brauchen.

Grundsätzlich durchlaufen wir vier Trauerphasen:

1. Schock

Ein Schockzustand ist meist der erste Zustand, den wir beim Tod eines geliebten Menschen erleben. Der Schock kann einige Stunden bis einige Tage oder sogar Wochen betragen. Wir können unsere Gefühle nicht wirklich wahrnehmen, können nicht verstehen, dass der Mensch tatsächlich von uns gegangen ist. Der Verstand sagt uns das zwar, doch im nächsten Moment wollen wir die Person anrufen oder besuchen und sehen uns dann mit der Ausweglosigkeit konfrontiert, den Tod zu akzeptieren.

2. Gefühlschaos

Alle Gefühle kommen gleichzeitig, unsortiert: Trauer, Wut, Loslassen, Festhalten, Verzweiflung, Ängste usw. Oftmals plagen die Hinterbliebenen auch Schuldgefühle “Hätte ich doch noch dies und das mit ihm/ihr gemacht/unternommen”, “Hätte ich doch noch gesagt wie leid mir alles tut / wie sehr ich ihn/sie liebe, wie wichtig er/sie mir ist” usw. Es ist ganz besonders wichtig, diese Gefühle alle anzunehmen und sich ihnen zu stellen. Nur dann kann sich das Chaos sortieren und in eine neue, höhere Ordnung übergehen.

3. Erinnerungen & Loslassen

Die Zeit der Erinnerungen zeigt uns viele – oft längst vergessene – Situationen der Vergangenheit, die wir gemeinsam erlebt haben. Schöne, schmerzhafte, traurige, lustige. Alles kann dabei auftreten. Oftmals fühlt man sich begleitet von der verstorbenen Person, führt innere Dialoge und versinkt zeitweise stark in dieser Welt. Besonders trauernde Kinder können das sehr intensiv erleben. In dieser Phase ist es besonders wichtig, sich die Freiheit und Ruhe zu nehmen, die nötig ist, um mit sich und der geliebten Person ins Reine zu kommen und wirklich loslassen zu können.

4. Frieden

Irgendwann kommt dann das Gefühl, im Reinen damit zu sein, loslassen zu können, mit dem Verlust jetzt leben zu können, auch wenn es noch über lange Zeit hin Traurigkeit auslösen kann, mit Fotos oder anderen Erinnerungen konfrontiert zu sein. Keineswegs ist der geliebte Mensch damit vergessen, er wird vielmehr zu einem inneren Teil, den man geklärt und gereinigt in Liebe in sich trägt. Der Trauerprozess wird in Frieden mit sich selbst und der Person abgeschlossen.

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Diese Phasen gehen in der Regel ineinander über, können sich aber auch abwechseln. Solche Verarbeitungsprozesse sind ganz individuell und hängen in ihrer Intensität von vielen Faktoren ab wie z.B. wie eng die Beziehung war und ob man sich noch verabschieden konnte, letzte Worte loswerden und sich darauf gemeinsam vorbereiten konnte oder ob der Tod plötzlich und unerwartet kam. Dann natürlich auch, wie gut man schmerzhafte Erfahrungen allgemein verarbeiten kann, ob man eher verdrängt oder sich den aktuellen Energien mutig stellt. Deshalb ist auch die Dauer des Verarbeitungsprozesses natürlich völlig individuell, persönlich und nicht vorhersagbar.

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Früher war es die Regel, dass man die Trauerzeit allgemein auf ein “Trauerjahr” festgelegt hat, in dem die Angehörigen sich schwarz kleideten. Dies war ganz bewusst auch für die Außenwelt ein Erkennungszeichen, dass man sich in einem besonderen Prozess befindet und in dieser Zeit auch “anders” sein darf. Allgemein akzeptierte Begleiterscheinungen in dieser Trauerzeit waren dann natürlich auch Traurigkeit, Weinen, Niedergeschlagenheit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Sinnlosigkeit usw.
Erlebte man diese Zeit bewusst und bekam genügend Raum dafür – was mit dem Trauerjahr in der Regel gegeben war – dann fand man ganz natürlich wieder zu einem neuen, lebendigen Lebensgefühl zurück.

Ist Trauer jetzt eine Krankheit?

Leider macht die Industrie selbst vor diesen menschlichen, wertvollen und wichtigen Phasen keinen Halt. Es gibt eine so genannte “Bibel der Psychiatrie”, den DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorder der American Psychiatric Association), in der Diagnoseverfahren und psychische Erkrankungen erläutert werden. Hier haben meinungsbildende amerikanische Psychiater die Trauer, die länger als zwei Wochen andauert, zu einer Krankheit erklärt. Wenn wir also nach zwei Wochen noch nicht ausgetrauert haben, dann macht uns das jetzt also offiziell zu psychisch kranken Menschen. Damit werden praktisch alle trauernden Menschen stigmatisiert. Selbstverständlich hat die Pharmaindustrie mit ihren Vasallen bereits ein paar “heilsame” Medikamente gegen diese “Krankheit” in der Schublade.

Mein Rat

Wer trauert, der sollte sich die nötige Zeit dafür nehmen. Es ist ganz normal und natürlich, die oben genannten Phasen zu durchleben und dafür auch längere Zeit in Anspruch zu nehmen. Angehörige sollten informiert sein und Verständnis haben können für die verschiedenen Phasen, die der Trauernde jetzt durchläuft. So können sie besser unterstützen und begleiten. Wer mit seiner Trauer nicht alleine ist, wer über die Erinnerungen und Gefühle reden kann und Verständnis und Anteilnahme erfährt, der kommt natürlicher und vielleicht auch etwas schneller durch den Prozess. Wer das Gefühl hat, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen, sollte sich in geübte, urteilsfreie und vor allem natürlich arbeitende Hände begeben. Viel zu schnell werden heute Antidepressiva u.ä. verschrieben und damit der natürliche Trauerprozess unterdrückt. Das kann tiefgreifende Folgen haben, die mitunter viel belastender sind als sich dem natürlichen Trauerprozess zu stellen.

Es ist oft nicht einfach, sich all dem zu stellen, was da auf einen zurollt. Doch es gibt eine Kraft in uns, die es kann und sogar will. Sich natürlichen Prozessen zu stellen, lässt uns unsere Persönlichkeit mehr und mehr entwickeln und entfalten, lässt uns wachsen, größer und stärker und gleichzeitig liebevoller und wertschätzender werden. Aus schwierigen Lebensphasen mit dem Gefühl “Ich habe es geschafft, ich bin im Reinen damit” herauszugehen, kann uns wieder glücklich machen, ja sogar glücklicher als zuvor, denn wir haben einen Teil aus unserem Schatten erlöst, sind ein Stück vollkommener geworden und um wichtige Erfahrungen reicher. Es liegt an uns, wie wir unseren Herausforderungen begegnen: Wir können vor den “Problemen” durch Verdrängen und Medikamente davonlaufen (was auf Dauer nicht klappt) oder wir können sie als Chance zu Wachstum und Liebe sehen.

Gerne steht auch unser Team helfend und transformativ zur Seite.

 

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